Beitragsseiten

Historischer Rückblick 1919 - 1930

 


 

1919

Im Frühjahr wurde von mehreren Sportfreunden die Anregung gegeben, die Vereinstätigkeit beider Vereine - Interessengemeinschaft - wieder aufzunehmen. Es wurde deshalb auf den 2. April eine Versammlung in das Gasthaus zum "Löwen" einberufen. Anwesend waren der frühere Vorstand der Fußball-Abteilung Hans Schmitt und etwa vierzig Sportfreunde. Er eröffnete die Versammlung, gedachte der Gefallenen - Turner und Fußballer - und der zu diesem Zeitpunkt noch in Gefangenschaft befindlichen Sportkameraden. Es wurde beschlossen, dass die vor dem Kriege bestandene Interessengemeinschaft beider Vereine weiter bestehen soll und eine Verschmelzung beider Vereine unter dem neuen Namen "Turn-und Spielverein Philippsburg" vorgenommen wird. Bei der erfolgten Neuwahl der Vorstandschaft wurden gewählt:
1. Vorstand Justizaktuar Ernst Fribolin, 2. Vorstand Robert Reichenstein, Schriftführer Konrad Schwebel.
Der Grundstein für den neuen Verein war somit wieder gelegt. Die Stadt Philippsburg stellte Turnhalle und Sportplatzgelände am Altrhein dem neuen Verein wieder zur Verfügung. Der Spielbetrieb wurde sofort aufgenommen und im Laufe der Woche bereits eine Fußballmannschaft aufgestellt; den Turnbetrieb leitete Oskar Odenwald. Von der Fußballabteilung wurden verschiedene Wettspiele mit wechselndem Erfolg ausgetragen.

Infolge der guten sportlichen Ergebnisse wurde beschlossen, dem Süddeutschen Fußballverband beizutreten. Große Arbeit stand nun bevor, galt es doch, einem Antrag die Zustimmung zu geben, der vom neuen Schriftführer Albert Batzler eingebracht wurde, unseren gefallenen Mitgliedern eine Gedenktafel zu errichten und mit der Einweihung eine große sportliche Werbung zuverbinden. Dem Antrag wurde zugestimmt und die Einweihung fand bereits am 22. Juni im Gasthaus zum "Einhorn" statt. Würdig und erhebend war die Gedächtnisfeier. Erster Vorstand Fribolin gab bekannt, dass hundertzwei Mitglieder vom Verein unter den Fahnen standen und 42 Mitglieder gefallen oder vermisst waren. Herr Lehrer Neuburger dankte dem Verein und betonte, dass der Turn- und Spielverein der erste Verein war, der so seine Mitglieder ehrte. Für die Stadt Philippsburg sprach Herr Bürgermeister Fischer dem Verein seinen Dank aus. Am 17. August hielt der Verein sein erstes Nachkriegssportfest ab. Ein von der Stadt Philippsburg gestifteter Ehrenpreis wurde überlegen vom Turn- und Spielverein Philippsburg gewonnen; an den Spielen waren die Vereine "Frankonia" Bruchsal, "Germania" Karlsdorf, "Germania" Forst und unser Verein beteiligt. Meister in dieser C-Klasse wurde Karlsdorf, Tabellenzweiter Philippsburg. Aufgrund dieser Erfolge rückten beide Vereine in die B-Klasse auf. Einen schweren Verlust erlitt der Verein durch den Tod unseres 1. Vorstandes Ernst Fribolin. An seine Stelle trat Robert Reichenstein, 2. Vorstand wurde Wilhelm Boos. Auch Albert Batzler legte als Schriftführer infolge Krankheit sein Amt nieder, das Josef Trauth übernahm.

1920

Die Generalversammlung am 25. Januar 1920 im "Felsenkeller" brachte sowohl in der Vorstandschaft wie auch innerhalb des Vereins eine vollständige Umgruppierung. Das Ergebnis war folgendes:
1. Vorstand: Georg Walter, 2. Vorstand: Robert Reichenstein, Kassierer: Ludwig Götz, 1. Schrittführer: Albert Batzler, Turnwart: Oskar Odenwald. Die Kasse verzeichnete einen größeren Überschuss, der Mitgliederbestand betrug 219. Es herrschte reger Spielbetrieb und es wurden Wettspiele gegen starke Gegner mit Erfolg ausgetragen. Einen größeren Spieler- und Mitgliederabgang verzeichnete die Fußballabteilung im Juni/Juli durch die Gründung der Freien Sportvereinigung.

1921

So erfreulich das vergangene Vereinsjahr war, so unerfreulich war die Gründung der Freien Sportvereinigung. Durch Abwerbung verloren wir eine große Anzahl von Mitglieder und Spieler. Der Mitgliederstand sank auf 117 ab. Durch Neuwerbung wurden wieder 89 Mitglieder gewonnen, so dass der Mitgliederstand auf 206 Mitglieder anstieg. Die Vorstandschaft wurde in ihrer Gesamtheit wieder gewählt. Ein Antrag von Turnwart Oskar Odenwald auf Trennung des Vereins wurde nach reger Aussprache abgelehnt. Gleichzeitig wurde das 30jährige Stiftungsfest der Turnabteilung auf den 20. August festgelegt. Zu Ehrenmitgliedern bei dem Festabend in der Festhalle wurden ernannt:
Albert Vetter, Martin Heil, Christian Odenwald, Gustav Eberhardt, Hermann Wihler, Max Alt und Franz Trauth sen., von der Fußballabteilung.
Ein späterer nochmaliger Antrag von Turnwart Oskar Odenwald auf Auflösung bzw. Trennung des Vereins wurde zurückgestellt.

1922

Mannschaft 1922

Am 12. Februar 1922 fand die Generalversammlung des Turn- und Spielvereins statt. Unter der immer weiter sich ausdehnenden Inflation hatte auch der Verein schwer zu leiden. Bei der Wahl wurde die seitherige Vorstandschaft wiedergewählt. Infolge Unstimmigkeiten mit dem Lokalwirt wurde das Vereinslokal in das Gasthaus zum "Grünen Winkel" verlegt. In einer späteren Versammlung am 2. Mai wurde dem schon wiederholten Antrag des Turnwarts Oskar Odenwald auf Trennung des Vereins in einen Fußball- und einen Turnverein stattgegeben.
Das Vereinsvermögen wurde durch eine hierzu bestellte Kommission geteilt. Die gewählte Kommission trat am 16. Mai zusammen und die Trennungsurkunde, bestehend aus 8 Paragraphen wurde von folgenden Mitgliedern unterzeichnet: Georg Walter, Heinrich Wildmann, Wilhelm Boos, Karl Belz, Albert Batzler, Franz Odenwald, Oskar Odenwald, Heinrich Belz. Die Trennungsurkunde wurde als Dokument im Protokollbuch verankert. Nach der Trennung der beiden Abteilungen wurde am 27. Mai vom Fußballverein im Lokal zum "Grünen Winkel" eine Generalversammlung einberufen. Hans Schmitt als früherer 2. Vorstand leitete die Versammlung. Die durchgeführte Neuwahl der Gesamtvorstandschaft brachte folgendes Ergebnis: 1. Vorstand: Robert Reichenstein, 2. Vorstand: Karl Veith, Schriftführer: Albert Batzler, Kassier: Ludwig Götz.
Ein Sportfest und eine Weihnachtsfeier schlossen das Vereinsjahr ab. Infolge Besetzung Deutscher Gebiete Rhein und Ruhr durch fremde Besatzungsmächte erlahmten Wirtschaft und Sportverkehr; es war in dieser traurigen Zeit nicht einmal die Abhaltung von Tanzveranstaltungen erlaubt.

1923

Die Generalversammlung am 3. Februar 1923 brachte in der Vorstandschaft eine Änderung dadurch, dass als 1. Vorstand Hans Schmitt, als 2. Vorstand Karl Göbel und als Schriftführer August Wunsch gewählt wurden. Für ein größeres Propaganda-Spiel auf Ostern wurde der 1. FC Rheinfelden ausgewählt. Man hatte einen guten Griff getan und folgende 1. Mannschaft spielte:
Oskar Kunze, Franz Odenwald, Hermann Trauth, Albert Batzler, Jakob Trauth, Karl Reiß, Wilhelm Boos, Eugen Trauth, Albert Odenwald, Otto Odenwald, Karl Belz.
2. Mannschaft:
Robert Bühler, Otto Amolsch, Ernst Amolsch, Josef Walter, Ernst Wachter, Hermann Pfeiffer, Hans Diefenbacher, August Wunsch, Theodor Heiler, W. Vetter, H. Herd.
Während die 1. Mannschaft mit 1:0 verlor, gewann die 2. Mannschaft mit 3:0 Toren. Eine am 4. Mai im Gasthaus zum "Anker" stattgefundene Mitgliederversammlung wegen der Teilnahme an der 300-jährigen Stadtjubiläumsfeier löste eine sehr erregte Debatte aus, die mit dem Rücktritt des 1. Vorstandes Hans Schmitt endete. Für diesen wurde Max Bierig als 1. Vorstand gewählt, der dieses Amt beinahe drei Jahre versah. In diese Zeit fiel auch der Zusammenbruch der deutschen Währung; nach überstandener Inflation trat an die Stelle der bisherigen Währung die Deutsche Goldmark. Zeichen der Zeit war damals unter anderem, dass der Vereinsbeitrag im Juni des Jahres noch einen Betrag von 1.500,- Mark ausmachte, während bereits im Oktober des gleichen Jahres ein Vereinsbeitrag von 100.000.000,- Mark erhoben werden musste. Auch die Arbeitslosigkeit und der Ruhrkampf zeichnen die damalige Zeit aus. Alles musste mithelfen, um den Verein über Wasser zu halten.

1924

In diesem Jahre feierte im vereinsinternen Rahmen unser Verein sein 15jähriges Stiftungsfest. Ein Gesuch an die Stadt Philippsburg um Überlassung eines Geländes in den Lochmorgen für die Erstellung eines Sportplatzes hatte Erfolg. Trotz des hohen Pachtzinses schritt das neue Werk voran und am 31. August wurde die neue Platzanlage eingeweiht. Tags zuvor fand ein Festbankett statt, bei welchem die Oper "Freischütz" aufgeführt wurde. Dieser Veranstaltung in der Festhalle wohnten über 1000 Personen bei und brachte dem Verein einen vollen Erfolg.

1925

Zum Gautag des Süddeutschen Fußballverbandes wurden die Mitglieder Hans Schmitt und Karl Veith entsandt, die dann später bie der Berichterstattung über den Verlaf des Gautages mitteilten, dass der nächste Gautag in Philippsburg stattfindet.
Bei der Generalversammlung 1925 wurde die seitherige Vorstandschaft wiedergewählt. Beim Heimattag beteiligte sich am Festzug der Verein mit einer Gruppe, darstellend "Rasensport". Das Sportfest im August sah als ungeschlagenen Endspielsieger die Mannschaft unseres Vereins, die sich erfolgreich gegen die Teilnahmevereine aus Huttenheim, Neulußheim und gegen die Mannheimer Vereine Sp. Vgg. 1913 und Sp.V. 07 durchsetzen konnte. Im Laufe des Jahres übernahmen Albert Batzler und Albert Odenwald das Amt des Vereinsschriftführers.

1926

Die Generalversammlung im April 1926 erbrachte eine neue Vorstandschaft. Die neue Vorstandschaft ergab:
1. Vorstand Dr. Schmitt, 2. Vorstand Albert Batzler, Kassierer Karl Straub, Schriftführer Albert Odenwald.
Unter dem neuen Vorstand fand dann am 16. Mai unter der Leitung des Gauvorsitzenden Schwab, Heidelsheim, der Gautag des Süddeutschen Fußballverbandes in Philippsburg statt. Ein freundliches Bild bot unser Städtchen an diesem Tag. Triumphbögen waren aufgestellt und die Häuser und Straßen zahlreich beflaggt. Die Festhalle war überbesetzt, als Gauvorsitzender Schwab den Gautag eröffnete. 1. Vorstand Dr. Schmitt begrüßte im Namen des Fußballvereins alle Anwesenden und Bürgermeister Zimmermann. Nach heftig geführten Debatten war diese Gautagung nachmittags gegen 15 Uhr beendet. Anschließend fand ein Auswahlspiel zweier A-Mannschaften statt, an welches sich am Abend im "Einhorn" eine Tanzveranstaltung anreihte. Alle Veranstaltungen wiesen einen guten Besuch auf. Die Vorstände Dr. Schmitt und Albert Batzler mussten leider aus beruflichen Gründen ihre Ämter niederlegen, wodurch der Verein verwaiste. Mitglied L. Götz berief daher zum 17.9. eine Mitgliederversammlung, in welcher folgende Vorstandschaft gewählt wurde:
1. Vorstand Hans Schmitt, 2. Vorstand Karl Straub, Schriftführer L. Götz, Kassier Karl Jene.
Zwei treue Mitglieder wurden dem Verein durch Tod entrissen und zwar Karl Straub und Friedel Dahm.

1927

Dieses Jahr war eines der ruhigsten in der Vereinsgeschichte. Alles ging seinen gewohnten Gang. Die Vorstandschaft des Jahres 1926 führte in selbstloser Hingabe die Geschäfte des Vereins weiter. Außer einem gutverlaufenen Sportfest, der Austragung der Vorrunde der Verbandsspiele und einer gelungenen Weihnachtsveranstaltung geschah nichts wesentliches weiter.

1928

Zerwürfnisse innerhalb des Vereins mussten 1928 gemeistert werden. Nach dem Gegenbesuch in Rheinfelden an Ostern trat die Freie Spielvereinigung wieder auf den Plan. 25 Mitglieder und Spieler verließen den Verein und durch Beschluss des Gemeinderates musste sogar unsere Sportplatzanlage mit den "Freien" geteilt werden. Ein Übelstand, der auf die Dauer untragbar war und sich nachteilig auf die spielerische Tätigkeit unseres Vereins auswirkte. In der Generalversammlung wurden wiederum umfassende Veränderungen vorgenommen, da auch Mitglieder von der Vorstandschaft zu den "Freien" übergetreten waren. Es wurden gewählt:
1. Vorstand Albert Malzacher, 2. Vorstand Albert Batzler, Schriftführer Hans Diefenbacher, Kassier Ernst Herd.
Die Verbandsspiele nahmen einen guten Verlauf und am Schluss belegte die 1. Mannschaft trotz vieler Ausfälle den 4. Platz in der Tabelle. Im gleichen Jahr legte noch Albert Malzacher sein Amt als 1. Vorstand nieder: an dessen Stelle trat Albert Batzler.

1929

Das Jahr 1929 war das Jahr des 20jährigen Bestehens des Vereins und dieses sollte gebührend gefeiert werden. Der Festakt im "Einhorn" sowie die Veranstaltungen auf dem Sportplatz hatten einen guten Besuch und Ablauf zu verzeichnen. Eingeleitet wurde das Fest durch den traditionellen Stadtlauf mit Festzug am Nachmittag und Pokalspielen unter Beteiligung der Vereine aus Karlsdorf, Huttenheim, Neulußheim, Brühl, Kirrlach und Schifferstadt.
Die Vorstandschaft setzte sich in diesem Jahr wie folgt zusammen:
1. Vorstand Hans Schmitt, 2. Vorstand Albert Batzler, Schriftführer Hans Diefenbacher, Kassier Ernst Herd.
Zu Ehrenmitgliedern wurden ernannt:
Franz Trauth sen., Hans Schmitt, Otto Sauer, Leo Frank, Martin Heil, Hermann Wihler, Martin Riede, Karl Steidinger.
Im Laufe des Jahres legte Hans Schmitt sein Vorstandsamt nieder. Abermals sprang Albert Batzler als 1. Vorstand ein, um die Geschicke des Vereins bis 1934 zu führen. In dieser Zeit hatte auch die Freie Sportvereinigung ihre Auflösung vollzogen und weit über dreißig Spieler und Mitglieder traten unserem Verein bei.

1. Mannschaft 1929
Von links nach rechts: Ernst Herd, Wilhelm Boos, Albert Odenwald, Alfons Böllinger, Heinrich Belz, Ernst Albrecht, Josef Alt, August Heft, Ernst Maurer, Otto Odenwald, Arthur Dahm, Karl Braun, Hans Diefenbacher (Schriftführer), Albert Batzler (Vorstand)

1930

Die im Jahre 1929 gewählte Vorstandschaft wurde nach dem Rücktritt von Vorstand Hans Schmitt in ihrem Amt weiterhin bestätigt. Auch wurde die Arbeit hinsichtlich der Einzäunung des Platzes mit Betonpfählen und Eisenrohren abgeschlossen. Es wurde ein abermaliges Gesuch an die Stadtverwaltung gerichtet, um einmal die alleinige Benutzung der Sportplatzanlage zu erreichen und zum anderen die leidige Sportplatzfrage endgültig aus der Welt zu schaffen. Leider blieb das Bestreben in dieser Richtung ohne Erfolg. Sportfest und Weihnachtsfeier beendeten auch dieses Vereinsjahr, das mit guten Erfolgen auf dem grünen Rasen gekrönt wurde.